Genau hier setzt Mine-GeoJSON an. Der herstellerunabhängige, offene Standard ermöglicht die digitale Erfassung und Übertragung von Daten aus der Kampfmittelerkundung. Die Vision: Alle Drohnen, Fahrzeuge oder tragbares Gerät, sprechen dieselbe Datensprache. Informationen lassen sich ohne Konvertierung direkt in digitale Führungs- und Einsatzsysteme wie SitaWare Frontline einspielen. Mine-GeoJSON wird damit zu einem zentralen Baustein der Software Defined Defence (SDD), einer Verteidigungsarchitektur, in der die Leistungsfähigkeit eines Systems nicht allein von der Hardware, sondern von seiner Software-Integration bestimmt wird.
→ Mehr Details findet sich im frei verfügbaren Handbuch auf GitHub:
Von der Idee zum einsatzfähigen Standard
Mine-GeoJSON wurde aus einem klaren Ziel heraus entwickelt: einen offenen, herstellerunabhängigen Standard zu schaffen, der Daten aus der Kampfmittelerkundung so strukturiert, dass sie sofort verwendet werden können. Die Entstehung war nur möglich, weil unterschiedliche Akteure ihre spezifische Expertise einbrachten.
- Als Cyber Innovation Hub der Bundeswehr (CIHBw) haben wir die Rolle des Katalysators übernommen. Wir haben das Problem fragmentierter Daten identifiziert, die richtigen Partner zusammengebracht und die Entwicklung aktiv vorangetrieben.
- Die Luftlandepioniere lieferten den direkten Einsatzbezug. Ihre Erfahrung aus realen Operationen definierte die Anforderungen, die Mine-GeoJSON in der Praxis bestehen lassen.
- Das Startup ASDRO GmbH stellte eine Drohne mit integriertem Magnetsensor bereit, deren Messdaten im neuen Format erfasst wurden.
- Die Bootcamp Bros. GmbH entwickelten den „Minesweeper Connector“, der Mine-GeoJSON-Daten automatisch einliest und direkt in das Einsatzführungssystem SitaWare Frontline überträgt.
Diese Kombination aus Einsatznähe, Startup-Geschwindigkeit und Innovationsgeist machte es möglich, den Standard in kürzester Zeit von der Konzeptidee in die Praxis zu überführen.
Die ersten Tests verliefen erfolgreich:
- Eine ASDRO-Drohne erfasste Minensignaturen aus der Luft.
- Die Daten wurden im Mine-GeoJSON-Format gespeichert.
- Der Minesweeper Connector las diese Daten ein und stellte sie dem Battle Management System SitaWare zur Verfügung und waren innerhalbe kürzester Zeit im Lagebild der Luftlandepioniere verfügbar .
Das Ergebnis: Keine manuelle Datenkonvertierung, einheitliche Struktur für alle Beteiligten und domänenübergreifende Nutzbarkeit – ein praktischer Beweis dafür, dass Interoperabilität in der Kampfmittelerkennung keine Vision mehr ist, sondern Realität.
Einsatzrealität vor Mine-GeoJSON
Erfahrungen aus einer Verteidigungsübung zeigen, wie Sperren bislang angelegt und ins Lagebild übertragen wurden:
- Vermessung und Dokumentation der Sperren per Hand
- Manuelles Einfügen der militärischen Symbole in Karten-Overlays
- Manuelle Erfassung der Positionen, bei der schon ein Zahlendreher zu Abweichungen von bis zu 50 Metern zwischen gemeldeter und tatsächlicher Sperrposition führen kann
- Übertragung der Informationen über einen mehrstufigen analogen Prozess
- Mehrere Stunden Zeitaufwand allein für die Übertragung der kritischen Informationen
Das Fazit aus der Übung:
- Mit einem Standard wie Mine-GeoJSON lassen sich Sperrpläne deutlich schneller und präziser ins Lagebild übertragen und die Belastung der Pioniere erheblich reduzieren.
Warum das ein GameChanger ist
Mine-GeoJSON adressiert gleich mehrere Kernherausforderungen:
- Interoperabilität: Partnernationen, Einsatzkommandos und Hersteller arbeiten auf Basis derselben Datenstruktur.
- Effizienz: Weniger Zeit für die Aufbereitung, mehr Zeit für Analyse und Entscheidungen.
- Zukunftsfähigkeit: Der offene Standard kann jederzeit um neue Felder, Sensoren und Szenarien erweitert werden.
- Humanitärer Aspekt: Daten können nach Beendigung des Konfliktes nahtlos von humanitären Minenräumteams übernommen werden.
Gerade im Kontext der Bündnisverteidigung kann ein schnellerer Informationsfluss im Ernstfall Leben retten.
Klare Orientierung für Startups
Für Startups im Bereich der Kampfmittelerkundung gab es bislang keine verbindliche Zielvorgabe, wie Informationen strukturiert, aufbereitet und übergeben werden sollten. Das führte zu Unsicherheiten und dazu, dass technologischer Vorsprung oft nicht voll ausgeschöpft werden konnte.
Mine-GeoJSON schafft hier Klarheit. Hersteller und Entwickler wissen nun von Beginn an, welche Datenfelder und Strukturen im militärischen Kontext benötigt werden. So wird verhindert, dass Innovationen durch Schnittstellenprobleme ausgebremst werden und ermöglicht, dass der Vorsprung der Startups im Einsatz sofort wirksam wird.
Mit den erfolgreichen Praxistests ist der nächste Schritt klar: Mine-GeoJSON wird frei zugänglich gemacht. Jeder Hersteller, jedes Startup und jede Organisation, die im Bereich Kampfmittelerkundung und -räumung arbeiten, können den Standard ab sofort nutzen und in eigene Systeme integrieren.
Das Handbuch dazu veröffentlichen wir transparent auf GitHub: github.com/cyberinnovationhub/Mine-GeoJSON
So haben alle – von Entwicklern über Einsatzplanern bis zu internationalen Partnern – jederzeit Zugriff auf die aktuellste Version, inklusive Ergänzungen und Verbesserungen.
Die GitHub-Seite enthält:
- die vollständige Spezifikation des Formats
- praxisnahe Beispiele für Implementierungen
- Hinweise zur Integration in bestehende Systeme
Der Weg zu diesem Standard zeigt, wie Innovation entsteht: Startups bringen Tempo und den Mut zum Experimentieren, militärische Einheiten liefern Einsatzrealität, und der CIHBw verbindet beide Welten. Diese Synergie ist der Kern von SDD und der Grund, warum Mine-GeoJSON so schnell Realität wurde.
Ausblick: Von der Pilotphase zum Einsatz
Das Ziel ist klar: Das Plugin für die Bundeswehr finalisieren und im Einsatz bereitstellen. Gleichzeitig laden wir internationale Partner und die Industrie ein, Mine-GeoJSON in ihre Systeme zu integrieren.
Bündnisverteidigung funktioniert nur, wenn Technologie, Standards und Menschen nahtlos zusammenarbeiten. Mine-GeoJSON legt dafür die Grundlage und bleibt auf GitHub als zentrale Referenz immer aktuell.