Innovation Challenges

Innovation Challenges sind ein bewährtes Format des CIHBw um Ideen aus der Truppe, für die Truppe mit der Truppe zu finden und zu Innovationsprojekten weiterzuentwickeln. Ob KI-Lagegenerator, Wegwerfsensoren oder eine App für die MED-Ausbildung: Unter dem Motto „Explore the Unexplored“ hat der Cyber Innovation Hub der Bundeswehr gemeinsam mit den Heeresaufklärern innovative Ideen aus der Truppe gesucht. Über 90 Ideen sind beim CIHBw eingegangen. Die acht besten Vorschläge wurden Ende Februar 2024 in Berlin bei unserem Demo Day einer Expertengruppe der Bundeswehr und zivilen Start-up-Unternehmern vorgestellt. Dort gab es auch die Möglichkeit, für seine Ideen Sponsoren zu finden.

Recap Heeresaufklärerchallenge 2024

Aus militärischer Sicht geht es bei Innovation nicht um technologische Spielereien. Es geht um die Erlangung und Verbesserung der Kriegstüchtigkeit. Dieses Credo, das Oberst Ralph Malzahn, Leiter der Heeresaufklärungsschule und General der Heeresaufklärungsgruppe, zu Beginn der Veranstaltung prägte, sollte sich wie einen roten Faden durch den Demo Day ziehen. Acht Teams aus sechs Bundeswehrverbänden präsentierten bei der Heeresaufklärerchallange in Berlin ihre Innovationsideen und erhielten von einem Expertenteam nach jedem Pitch ein nachhaltiges Feedback.

„Mit dem Format Innovation Challenge wollen wir Intrapreneure finden, die ihre Ideen für eine innovativere Truppe gemeinsam mit uns in Form eines Innovationsvorhabens vorantreiben“, sagt Jan Philipp Krahn, Produkt Manager Intrapreneurship.

„Erfolgreiche Beispiele gibt zahlreich: Das reicht vom Tesla Tender, den ein Fregattenkapitän mit uns weiterentwickelt hat, bis zum Einsatz von Augmented Reality für eine effizientere Ausbildung von Kraftfahrzeugführern in der Logistik.“ Schon die ersten Pitches haben gezeigt, dass aktuelle Konflikte wie der Ukrainekrieg die Innovationskraft der Bundeswehr-Intrapreneure deutlich erhöhen. So sind insbesondere Dual-Use-Kleinstdrohne, die an den Frontlinien in der Ostukraine zur Aufklärung und Bekämpfung des Gegners eingesetzt werden, ein Gamechanger geworden. Das Projekt „Drone Guard Com“ greift diese Entwicklung auf, indem marktverfügbare Drohnen für militärische Zwecke einsetzbar gemacht werden. Untersuchungsziel des Projektes ist es, Dual-Use-Drohnen für Aufklärungs- und Training-Use-Cases zu validieren, ohne dass bei der Steuerung der Drohne Daten über das Smartphone abgegriffen und an Dritte ausgespielt werden können.

Echtzeitortung von verwundeten Soldaten

Ein anderes Projekt zielt darauf ab, in eine Notsituation geratene Soldaten zu orten.  „Heroguard kann der Lebensretter sein, der über Leben und Tod entscheidet“, erklärt das Team beim Pitch. Das Notfall-GPS-System soll die Überwachung der Soldat:innen im Einsatz sicherstellen. Wenn ein Soldat oder eine Soldatin von der Truppe getrennt wird und/oder verunglückt, reicht ein Druck auf SOS-Taste des kleinen Geräts, und der Gefechtsstand erhält eine elektronische Nachricht mit genauen Standortdaten. „Der Bedarf ist da und überzeugt mich“, erklärte Oberst Malzahn nach dem Pitch.

Ein weiteres Team beschäftigte sich mit KI-gestützter Geländeauswertung. Das System „R.A.I.“ wertet in Echtzeit das Operationsgelände und entsprechende Geofaktoren aus und ermöglicht so, dass Personal- und Zeitressourcen effizienter genutzt werden können. Im Fall der Landes-  und Bündnisverteidigung können freie Kapazitäten entsprechend besser verteilt werden, um Folgeaufträge für Soldat:innen im Feld schneller zu bearbeiten. Im Gefecht der verbundenen Waffen können sich einzelne Abschnitte somit besser koordinieren und schneller auf Lageänderungen reagieren. Marktverfügbare Produkte, so die Intrapreneure, seien derzeit nicht kriegstauglich, weshalb sie die Herausforderung gerne angenommen haben, einen eigenen Prototypen zu bauen. Sven Weizenegger, Leiter des Cyber Innovation Hubs, empfahl dem Team so schnell wie möglich weiter zu machen, „um vor die Welle zu kommen“. Zudem gelte es, Synergieeffekte, wie etwa zusammen mit dem Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr, zu nutzen.

Künstliche Intelligenz als soldatisches Hilfsmittel

Wer Übungen organisiert, kennt den damit verbundenen organisatorischen Aufwand. Der Prozess ist aufwendig, spart nicht an Papier- und Kartenmaterial – und das Schreiben von Befehlen bindet Soldat:innen oftmals über Wochen. Mit „PLAS“ wurde beim Demo Day der Heeresaufklärerchallange nun eine KI vorstellt, die eine realistische Übungslage und entsprechende Befehle in kürzester Zeit ausgeben kann. Mit einer Drag and Drop-Kartenlösung können Übungslagen schnell am Bildschirm erstellt werden. Die KI generiert aus den Geokoordinaten und den Textbausteinen den Befehlsentwurf. Für die Planer:innen von Übungen, so die Bundeswehr-Intrapreneure, bliebe mehr Zeit, die Inhalte qualitativ zu verbessern, um die Kriegstauglichkeit der Bundeswehr zu steigern.

In fast dieselbe Kerbe zielt „TOMAST“, ein KI-gestützter Szenarien-Generator für Trainingsübungen. Dabei steht die Erstellung von militärischen Rollenspielern im Fokus der Bundeswehr-Intrapreneure. Die KI erstellt eigenständig Rollenprofile für die Übungsteilnehmenden und kann auch sehr schnell auf Lageänderungen reagieren. Damit könnten Arbeitsstunden in einem vierstelligen Bereich pro Jahr bei den Heeresaufklärern eingespart werden. „Sie laufen bei mir hier offene Türen ein“, sagte Oberst Malzahn nach dem Pitch. Besonders die Skalierbarkeit auf andere Teilstreitkräfte überzeugte die Experten.

Weniger Papierberge bei der militärischen Schulung

Lernapps sind nicht nur ein wichtiges pädagogisches Werkzeug bei der Führerscheinprüfung. Auch in militärischen Ausbildung werden sie immer wichtiger, um bewährte Lerninhalte in einen modernen und zeitgemäßen Rahmen zu vermitteln. Einige Ausbilder der Heeresaufklärungsschule haben sich deshalb zusammengetan, um die App „TACEYE“ zu entwickeln. Der Mehrwert überzeugt nicht nur die Expertengruppe am Demo Day: „TACEYE“ spart immens Ressourcen und Zeit, steigert die Lernmotivation durch Gamification und gibt den Ausbildern die Möglichkeit, Lernerfolge der Lehrgangsteilnehmenden im Blick zu halten. „Noch nie war das interaktive Erlernen von Spezifikationen und Unterschiede von Kampffahrzeugen so einfach“, sagte Experte Oberst Marc Dingler nach der Präsentation.

Eine neuartige KI-gestützte Sensordatenauswertung präsentierte das Intrapreneur-Team um „Veritas“. Dabei wird die Datenerhebung durch ein sogenanntes Mesh-Netz unterstützt. Das durch Soldat:innen oder Drohnen in den Boden versenkte Systeme des Typs „Hornisse“ stellt mit dem integrierten Bild-, Bewegungs- und Akustiksensoren eine All-In-One-Lösung dar. Die quadratische Sensorenplattform ermöglicht die 360-Grad-Überwachung eines bestimmten Raumabschnitts. Dank des modularen Aufbaus können noch weitere Sensoren integriert werden.

„Wir haben heute vielfältige Ideen gesehen. Vor allem haben wir eine Empathie entwickelt für die Problemstellung der Truppe“, sagte CIHBw-Leiter Sven Weizenegger im Anschluss an den Demo Day. „Der Demo Day ist ein Brückenbauer zwischen der zivilen Welt, Wirtschaft, Wissenschaft und den Start-Ups. Wir müssen neue Wege finden, zu denken und zu handeln, damit wir im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung die richtigen Antworten für die Fragestellungen der Zukunft finden.“

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