KI-PROcure

Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat gezeigt, dass die Bundeswehr agiler werden muss, um unmittelbarer auf neue Bedrohungen reagieren zu können. Es geht darum, die Demokratie Deutschlands und die unserer Bündnispartner zu beschützen. Die Landes- und Bündnisverteidigung ist daher wieder in den Fokus gerückt. Deutschland muss kriegstüchtig werden. 

Der Faktor Zeit übernimmt dabei eine Schlüsselrolle: Je schneller die Bundeswehr Material beschaffen und Dienstleistungen beauftragen kann, desto schlagkräftiger können unsere Streitkräfte Bedrohungen abwenden.

Die öffentliche Beschaffung obliegt hoher gesetzlicher Auflagen, die vor allem auf die Wahrung des Wettbewerbs abzielen. Öffentliche Vergaben müssen unter anderem produktneutral, ausreichend konkret und passend für mehrere Bieter sein. Die Ausschreibungen laufen derzeit manuell ab, Dokumente sind mit hohem Aufwand für jeden Bedarf einzeln zu erstellen. Der daraus entstehende Arbeitsaufwand kostet den Einkauf im BAIUDBw Zeit, Geld und Personal.

Im Rahmen dieses Innovationsvorhabens (InnoV) soll durch den CIHBw und die Bw untersucht werden, ob dieser Prozess durch den Einsatz einer KI-gestützten Software optimiert, teilautomatisiert und standardisiert werden kann, um Ressourcen und Zeit zu sparen. Damit soll eine unmittelbare Vergleichbarkeit von Anbietern bzgl. Produkten und Leistungsmerkmalen hergestellt, die An- und Abwahl von Leistungsmerkmalen per Mausklick statt schriftlicher Ausarbeitung ermöglicht und die Verwendung von LLM zur Erstellung von Textbausteinen genutzt werden. Dadurch wird die händische Informationssammlung und der –vergleich obsolet. Zugleich wird dadurch die Qualitätssicherung standardisiert.

Apotheker:innen ohne Medikamente sind wie Soldat:innen ohne Munition im Gefecht

Gemeinsam mit GovRadar haben wir den Nutzer:innenkreis unseres Innovationsvorhaben KI-PROcure erweitert – denn der Bedarf einer KI-gestützten Beschaffung ist auch im Sanitätsdienst der Bundeswehr hoch. Dazu sind wir in einem Kickoff im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg mit Nutzer:innen des Kommandos Sanitätsdienst der Bundeswehr und der Bundeswehrkrankenhäuser Hamburg, Koblenz und Ulm sowie des Versorgungs- und Instandsetzungszentrum Sanitätsmaterial Quakenbrück in das gemeinsame Projekt gestartet.

Im Rahmen der Zeitenwende werden Abläufe und Prozesse innerhalb der Streitkräfte umfassend überprüft und neu konzipiert. Das betrifft auch die Beschleunigung und Modernisierung der Beschaffungsprozesse. Ein wichtiger Bereich: die Medikamenten- und Sanitätsmaterialversorgung. Allein die Apotheke im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg bearbeitet monatlich mehr als 1.000 Aufträge und über 2.000 Artikel. Dies betrifft alle Verbrauchsgüter, die für die medizinische Versorgung der Patient:innen benötigt werden: ob Medikamente, Spritzen, Verbandszeug, Blutpräparate, OP-Textilien oder auch operativ eingesetzte Körperersatzstücke. Für Anschaffungen über 5.000 Euro müssen Leistungsbeschreibungen angefertigt werden. Umfang und Anforderungen an die Qualität der Berichte wachsen stetig. Das ist nicht nur kosten-, sondern auch zeit-, und personalintensiv. Hier kommt unser Innovationsvorhabens KI-PROcure ins Spiel.

Die Software kann die Erstellung von Leistungsbeschreibungen mittels KI vereinfachen und beschleunigen. Mehr noch: In nur wenigen Wochen agiler Entwicklung wurden pharmaziespezifische Datenbanken in das Tool integriert, um das spezifische Problem der Soldat:innen bestmöglich zu adressieren. Die Anwendung wird nun aktiv vor Ort getestet.

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