Software Defined Defence: Das Update für unsere Siegfähigkeit

Der russische Angriff auf die Ukraine hat gezeigt, dass moderne Kriegsführung nicht nur durch schwere Waffensysteme, sondern zunehmend durch agile, softwaregestützte Lösungen entschieden wird. Während konventionelle Rüstungsprozesse über Jahre laufen, optimieren sich unbemannte Systeme in der Ukraine durch wöchentliche Software-Updates. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels: Software Defined Defence (SDD).

SDD nutzt die Potenziale von Software, um militärische Systeme schneller, flexibler und leistungsfähiger zu machen. Moderne Gefechtsfahrzeuge werden zu gepanzerten Rechenzentren, in denen Software zu 80 % die Leistung bestimmt. Doch bislang dominiert in der Bundeswehr eine Hardware-zentrierte Beschaffung. SDD stellt die Weichen für eine zukunftsfähige, softwarebasierte Streitkräfteentwicklung und gewinnt im Kontext von Multi-Domain Operations (MDO) zusätzlich an Bedeutung.

 
Die drei zentralen Wirkfelder von SDD

SDD steigert die operative Leistungsfähigkeit der Bundeswehr durch die drei Kernaspekte Verbessern, Vernetzen, Anpassen:

1. Verbessern – Leistungssteigerung durch Software und KI

Software und Künstliche Intelligenz (KI) revolutionieren militärische Prozesse:

  • Bessere Entscheidungsfindung: KI analysiert Daten in Echtzeit und priorisiert Informationen für schnellere, fundiertere Entscheidungen.
  • Automatisierung: Systeme können eigenständig große Datenmengen auswerten und gezielte Handlungsempfehlungen geben.
  • Optimierte Ressourcen: Predictive Maintenance reduziert Ausfälle, indem Wartungsbedarfe vorausschauend erkannt werden.

2. Vernetzen – Plattformunabhängige Interoperabilität

  • Die moderne Kriegsführung erfordert nahtlose Kommunikation zwischen Systemen:
  • Echtzeit-Lagebilder: Sensoren aller Waffensysteme liefern einheitliche, plattformübergreifende Informationen.
  • Bessere Zusammenarbeit: Gemeinsame Datenplattformen verbessern die Interoperabilität mit verbündeten Streitkräften.
  • Effektive Wirkungsketten: Aufklärungsdaten können simultan von mehreren Waffensystemen genutzt werden.

3. Anpassen – Schnellere Reaktion auf neue Bedrohungen

  • Agile Entwicklungsprozesse ermöglichen kontinuierliche Optimierungen:
  • Flexible Software-Updates: Neue Bedrohungen oder Einsatzanforderungen können in kürzester Zeit adressiert werden.
  • Adaptive Waffensysteme: Systeme bleiben stets auf dem neuesten Stand der Technik, ohne kostspielige Hardware-Modifikationen.
  • Höhere Resilienz: Schnellere Reaktionsfähigkeit auf elektronische Störungen oder Cyberangriffe.

 

Drei Leitprinzipien für die erfolgreiche Umsetzung von SDD

Um das volle Potenzial von SDD auszuschöpfen, müssen drei grundlegende Prinzipien beachtet werden:

1. Trennung von Hardware und Software

Software muss unabhängig von Hardware entwickelt werden, um schnelle Updates und Modernisierungen zu ermöglichen. Virtualisierung und Standardisierung sorgen für Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen.

2. Trennung von Daten und Applikationen

Daten sollten unabhängig von einzelnen Anwendungen gespeichert und verwaltet werden. Zentrale Datenplattformen ermöglichen eine flexible Nutzung durch verschiedene Systeme und KI-gestützte Analysen.

3. Nutzerzentrierung – Soldaten als Innovationstreiber

Soldaten im Einsatz müssen aktiv in die Entwicklung neuer softwarebasierter Fähigkeiten eingebunden werden. Intuitive Bedienbarkeit, nachvollziehbare Algorithmen und die Möglichkeit menschlichen Eingriffs sind essenziell.

 

Zielbild: Der „Bundeswehr App Store“

Ein zentraler „Bundeswehr App Store“ würde ermöglichen, dass softwarebasierte Fähigkeiten unabhängig von der zugrunde liegenden Hardware bereitgestellt werden. Beispielsweise könnte eine KI-gestützte Bilderkennungs-App für feindliche Waffensysteme sowohl auf Drohnen als auch in Panzeroptiken oder Ferngläsern genutzt werden. Durch zentrale Updates könnten alle Systeme gleichzeitig optimiert werden.

Ebenso könnten einsatzgenerierte Daten querschnittlich genutzt werden: Ein Kampfpanzer sammelt Betriebsdaten, die sowohl für die Wartung, als auch für die logistische Planung und Einsatzführung wertvoll sind.

 

SDD-ready: Der Cyber Innovation Hub als Schlüsselakteur

Der Cyber Innovation Hub der Bundeswehr (CIHBw) nimmt eine zentrale Rolle in der Umsetzung von SDD ein. Er dient als Innovationsschnittstelle zwischen Truppe und Technologieentwicklung. Um sicherzustellen, dass neue Lösungen strategisch und operativ anschlussfähig sind, werden Ideen entlang der drei SDD-Leitprinzipien geprüft.

Das Ziel: Ein softwaregetriebenes, adaptives und vernetztes Militär, das schneller auf Bedrohungen reagiert, effektiver agiert und seine Einsatzfähigkeit kontinuierlich verbessert. Software Defined Defence ist das Update für unsere Siegfähigkeit.

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