„Steve Jobs hätte das IPhone nicht in der Bundeswehr entwickelt“

Intrapreneur Tino Richter fordert schnellere Prozesse in der Entwicklung

Ausbildung mit Block und Bleistift – an der Pionierschule des Heeres in Ingolstadt ist das noch Alltagsgeschäft. Besonders die Brückenerkundung und die Bewertung der Infrastruktur durch Pionierkräfte ist aufwendig und mit hohem Papierverbrauch verbunden. „Das ist aber nicht mehr zeitgemäß“, findet Hauptmann Tino Richter, der sein Innovationsvorhaben „EvE“ aus der Ausbildung heraus entwickelt hat. „EvE“ steht für Erkundung von Einsatzstellen. „Jeder Unteroffizier und Offizier muss in der Lage sein, darüber beurteilen zu können, ob ein Fahrzeug mit der entsprechenden Gewichtsklasse eine Brücke sicher überqueren kann. Um den Papierkrieg mit Zettel und Bleistift ad acta zu legen, möchte ich nun die Bewertung der Brückenerkundung in eine plattformunabhängige Softwareapplikation fließen lassen“, erklärt der engagierte Fachdienstoffizier, der bereits eine Website für „EvE“ programmiert hat und nun mit einer Firma eine mobile Schnittstelle aufbauen möchte.

Nach dem ersten Kontakt mit dem Zentrum für Intrapreneurship folgte für Tino Richter das Bootcamp, in dem die teilnehmenden Intrapreneure erste Grundlagen im Innovationsmanagement und wichtige Methoden für die Umsetzung ihres Innovationsvorhabens erhalten. „Ich hatte vorher ehrlich gesagt nicht so viel Erfahrung mit agilen Methoden, weshalb das Bootcamp auch direkt sehr viel Spaß gemacht hat. Fast Prototyping ist ein Konzept, dass mich schon immer begeistert hat und ich mir auch wirklich für die Bundeswehr wünschen würde. Wir sind in mancher Hinsicht einfach viel zu bürokratisch, müssen flexibler und auch schneller werden. Hier sehe ich auch den Mehrwert des Cyber Innovation Hubs der Bundeswehr, der Prozesse beschleunigen kann“, meint Tino Richter.

Zentrum bestärkt die Intrapreneure bei ihrem Vorhaben

Intrapreneure benötigen ein Grundmindset, das sie in ihrem Vorhaben bestärkt. Das Zentrum für Intrapreneurship setzt mit dem Bootcamp hierfür den ersten Grundstein. „Der wesentliche Punkt ist, dass es für alle Probleme Lösungen gibt. Man muss sie nur angehen und die Ausdauer bewahren“, meint Tino Richter, der sehr glücklich darüber ist, zusammen mit dem Cyber Innovation Hub eine zivile Softwareschmiede gefunden zu haben, die mit ihm „EvE“ weiterentwickeln kann: „Rudimentär ist alles in die Wege geleitet. Und ich bin sehr froh, dass nun nach dem Pitch und der Zusage Bewegung in die Sache kommt.“ Das Intrapreneurship beschreibt der Berufssoldat, der seit 2005 der Bundeswehr angehört, als „Abkürzung“ und „Fast Track“ – man umgehe auch zu einem bestimmten Grad Instanzen, um schneller ans Ziel zu kommen.

Einen weiteren Motivationsfaktor sieht Tino Richter darin, mit anderen Intrapreneuren ins Gespräch zu kommen. Hierbei ist auch das Zentrum im Cyber Innovation Hub der Bundeswehr gefordert: „Manche Prozesse laufen mir etwas zu automatisiert ab. Der persönliche, regelmäßige Erfahrungsaustausch und die direkte Zusammenarbeit mit anderen Intrapreneuren wäre beispielsweise eine Möglichkeit, das Intrapreneurship noch weiterzuentwickeln.“ Eine Idee wäre beispielsweise einen Tag der Intrapreneure einzuführen, an dem Alumni, Intrapreneure und Unternehmensvertreter aus der Tech-Branche nicht nur zusammenkommen können, sondern auch qualitativen Input erfahren, meint Tino Richter. 

Bundeswehr-Intrapreneur Tino Richter

Bessere Rahmenbedingungen für Intrapreneure in der Bundeswehr schaffen

Ein erschwerendes Manko sieht Hauptmann Tino Richter allerdings auch in den Strukturen der Bundeswehr, die es zusammen mit dem Cyber Innovation Hub zu verbessern gilt: „Mir ist bewusst, dass eine starke Kooperation mit der Rüstungsindustrie wie etwa in Israel, in Deutschland aus historischen Gründen nicht gewollt ist. Auf der anderen Seite sind wir leider auch etwas versteift, wenn es um unsere Bürokratiehörigkeit geht. Manches mag davon im Friedensbetrieb funktionieren, aber nicht dann, wenn es darum geht, schnellere Prozesse in Krisensituationen oder im Kriegsfall herbeizuführen. Das System Bundeswehr muss sich weiterentwickeln, um noch schneller zu werden.“ Das Intrapreneurship sei hierzu ein wichtiger Beitrag, so der Hauptmann weiter und empfiehlt daher jedem Interessenten, sich für das Programm zu melden: „Die Menschen in der Bundeswehr können nur mitgenommen werden, wenn sie das Gefühl haben, dass sich etwas verändert. Steve Jobs hätte das IPhone sicherlich nicht in der Bundeswehr entwickelt. Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist aber folgende: Wie bekommen wir die Leute, die weiterdenken und Prozesse anschieben können, die das System verbessern? Das geht nur, wenn Bundeswehrangehörige gute Ideen haben, ihren Beitrag leisten und Innovationsprojekte umsetzen können.“

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