Den Operationsraum bestmöglich zu kennen, seine besonderen Herausforderungen erfassen zu können, kann missions- und kriegsentscheidend sein. Allerdings stößt man bei einer Lagebilderstellung auf einer haptischen 2D-Karte an seine Grenzen. Unser Innovationsvorhaben ACOP setzt genau dort an: Mittels Augmented Reality wird eine realitätsnahe interaktive 3D-Visualisierung der Lage auf dem Gefechtsfeld erstellt. Mit dieser Technik wird die Lage im sprichwörtlichen Sinne greifbar, die Stäbe und Entscheider:innen können sich in die Lage hineinbegeben, mit der Darstellung interagieren. Im "virtuellen Sandkasten in 3D" können Soldat:innen Truppen verschieben, Geofaktoren wie etwa Höhenunterschiede abschätzen sowie ein realistisches und aktuelles Lagebild einsehen.

ACOP: Augmented Common Operational Picture
Das System bietet noch einen entscheidenden Vorteil: Es ermöglicht einen ortsverteilten Zugriff auf das gleiche Lagebild, das heißt die Stäbe müssen also nicht physisch an einem Ort zusammentreffen um das gleiche zu sehen. Welchen Vorteil das birgt, hat der Krieg in der Ukraine gezeigt. Dort werden Gefechtsstände priorisiert bekämpft, um die gegnerischen Kommandeure auszuschalten. Eine gemeinsame Befehlsausgabe ist also immer ein Sicherheitsrisiko. Der Einsatz von ACOP, das eine ortsverteilte Befehlsausgabe ermöglicht, mindert nicht nur das Risiko von gegnerischen Kräften entdeckt zu werden, sondern erhöht auch die Sicherheit der Kommandeure.
Mit Hilfe einer leistungsstarken Mixed-Reality-Brille ermöglicht unser Innovationsvorhaben die realitätsnahe, interaktive und maßstabsgetreue 3D-Visualisierung der Lage auf dem Gefechtsfeld. Soldat:innen können das System mit intuitiven Handgesten steuern. Die Idee dahinter ist, dass realitätstreue Darstellung von Geofaktoren zu einem besseren taktischen Verständnis der Lage und einem effektiveren Einsatz eigener Kräfte führt.
Das Cyber Innovation Hub der Bundeswehr testet ACOP zusammen mit der Bundeswehr im Rahmen von Übung und Ausbildung am Gefechtssimulationszentrum des Heeres. Der Vorteil von ACOP: Bislang standen für die militärischen Übungen nur stationäre Computer, Simulationssoftware und 2D-Karten zur Verfügung. Eine realistische Geländebeurteilung mit topografischen Profilen war mit diesen Mitteln noch nicht umsetzbar.
Darüber hinaus bietet ACOP die Anbindung an das Führungsinformationssystem der Bundeswehr. Das bisherige Fazit der Tester:innen am Gefechtssimulationszentrum des Heeres: Mit ACOP entsteht ein höherer, realitätsnaher Ausbildungseffekt bei den übenden Stäben. Zudem sind sie kostengünstiger als herkömmliche Übungen, da ein weitentferntes zu beübendes Terrain via AR nach Wildflecken geholt werden kann. Somit schont man auch die Umwelt.
Die Lagedarstellung via ACOP ist nicht nur auf die Landstreitkräfte beschränkt, sondern kann auch für die Luftraumkoordination oder die Darstellung seegehender Einheiten der Marine genutzt werden. Das macht unser Innovationsvorhaben vielseitig in der Bundeswehr einsetzbar und zeigt, dass innovative Technologien einen wichtigen Beitrag dabei leisten, Kräfte und Mittel effektiv einzusetzen.